Einheit mit Christus verändert alles – Martin Luther
Der Glaube gibt nicht nur so viel, dass die Seele dem göttlichen Wort gleich wird, aller Gnaden voll, frei und selig, sondern er vereinigt auch die Seele mit Christus wie eine Braut mit ihrem Bräutigam. Aus dieser Ehe folgt, wie Paulus sagt, dass Christus und die Seele ein Leib werden – so werden auch beider Güter eins, Gelingen und Unglück und alle Dinge.
Denn was Christus hat, das ist der gläubigen Seele eigen, was die Seele hat, wird Christi eigen. So hat Christus alle Güter und Seligkeit, die sind der Seele eigen. So hat die Seele alle Untugend und Sünde auf sich, die werden Christi eigen. Hier hebt nun der fröhliche Wechsel und Austausch an: Da ja Christus Gott und Mensch ist, der niemals gesündigt hat und dessen Gerechtigkeit unüberwindlich, ewig und allmächtig ist, wenn der die Sünde der gläubigen Seele durch ihren Brautring, den Glauben, sich zu eigen macht und sich nicht anders verhält, als hätte er sie getan, dann müssen die Sünden in ihm verschlungen und ertränkt werden, denn seine unüberwindliche Gerechtigkeit ist allen Sünden zu stark.
So wird die Seele von allen ihren Sünden allein durch ihre Mitgift, also um des Glaubens willen, los und frei und mit der ewigen Gerechtigkeit ihres Bräutigams Christus beschenkt. Ist das nun nicht eine fröhliche Hochzeit, wo der reiche, edle, gerechte Bräutigam Christus das arme, verachtete, unansehnliche Mädchen heiratet und sie von allem Übel befreit, mit allen Gütern ziert?
Daher ist es unmöglich, dass die Sünden sie verdammen, denn sie lasten nun auf Christus und sind in ihm verschlungen, daher besitzt sie eine so reiche Gerechtigkeit in ihrem Bräutigam, dass sie erneut gegen alle Sünde zu bestehen vermag, wenn sie denn auf ihr liegen. Davon spricht Paulus 1Kor. 15: Gott sei Lob und Dank, der uns eine solche Überwindung in Christus Jesus gegeben hat, durch die der Tod mitsamt der Sünde verschlungen ist.
Lutherschrift “Von der Freiheit eines Christenmenschen” – De libertate christiana: 30 Thesen gegen die päpstliche Bannbulle – These 12 Idee von: Ray Ortlund