Im Namen Jesu bitten – Adolf Schlatter
Auf dem Dachboden unseres Gemeindehauses habe ich eine Erstausgabe von Adolf Schlatters Andachten gefunden. Aus diesem Schatz möchte ich immer wieder kleine Beiträge posten.
Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun. – Joh 14,14
Das Wirken und das Bitten bindet Jesus zu einer festen Einheit zusammen. Uns liegt es näher, die Not und das Bitten miteinander zu verbinden und für die Bitte den Stoff aus dem zu gewinnen, was uns fehlt. Das ist kein verwerflicher Vorgang; denn das aus dem Schmerz geborene Gebet steht unter Gottes väterlicher Güte und Barmherzigkeit. Jesus spricht aber zu den Jüngern vom Gebet in seinem Namen und die Beziehung zum Namen und zur Sendung Jesu bekommt ihr Gebet dadurch, dass es in ihrem Dienst und Werk seine Wurzel hat. Die Jünger sprachen im Namen Jesu als die von ihm Beauftragten, die nicht ihr eigenes Wort sagen, sondern das seine, und wie sie in seinem Namen redeten, so handelten sie auch in seinem Namen und stellten nicht sich selber als die Helfer und Bringer der göttlichen Gaben dar, sondern richteten den Blick aller auf Jesus, warben für ihn und schufen den Glauben an ihn. Wie sie im Namen Jesu reden und wirken, so sollen sie auch im Namen Jesu bitten, als die, denen er ihre Stellung vor Gott gab, die in seinem Auftrag handeln und das tun, was er sie tun heißt. Wie könnten sie wirken, wenn sie nicht um das bäten, was ihr Handeln schaffen soll? Wirksamkeit ohne Gebet wäre ein egoistisches Handeln, das heißt Sünde. Sie wollen ja nicht ihre Ehre bewirken, nicht ihre Herrschaft ausdehnen oder ihren Besitz vermehren. Sie sind Knechte und wollen das tun, was er sie tun heißt. Dies übersteigt aber beständig ihr eigenes Vermögen und kann nur dann gelingen, wenn Christus selber für sie und durch sie wirksam wird. Sie bringen sich das zum Bewusstsein und zu kraftvoller Wirklichkeit, indem sie Schritt um Schritt ihr Wirken in ihrem Bitten begründen und dabei im Namen Jesu den Grund und die Regel haben, die ihr Wirken und Bitten trägt. Deshalb versieht Jesus ihr Gebet, weil es in seinem Namen geschieht, mit einer Verheißung, die keine Beschränkung hat. Er macht seine Verheißung so unbedingt wie seine Zuversicht zu seiner Sendung und setzt ihr keine Schranken, weil sein königliches Amt ihn zum Herrn über alles macht. Für das, was in seinem Namen den Grund und die Regel hat, tritt Gottes Gnade und Regierung ein. Damit erläutert und bestätigt er seine Verheißung, die dem Glauben, sowie er vorhanden ist, die die Berge bewegende Macht Gottes verheißt.
Alle deine Gaben, Herr Christus, sind wunderbar groß, auch die, dass du uns beten lehrst. Dein Name bedeutet für uns Glauben, der sich in Gottes Gnade hineingesetzt weiß und Murren und Zweifel vom Gebet wegtreibt. Dein Name bedeutet Gehorsam, der den Willen Gottes tun will und unserem Eigensinn ein Ende macht. Dein Name bedeutet Liebe, die nicht das Ihre sucht und uns samt unserem Gebet von der lüsternen Begehrlichkeit befreit. Mit deinem Namen verbindest du deine Verheißung, die in unser Gebet die Gewissheit und Freudigkeit hinein trägt und aus ihm allezeit die Danksagung macht. Amen. 26.August, S.245