Warum die Apostelgeschichte?
Wann hast du die Apostelgeschichte zuletzt gelesen, studiert oder gepredigt? Ich möchte mit dieser kurzen Einleitung zur Frage “Warum die Apostelgeschichte?” dazu ermutigen.
Lukas Motivation war vielschichtig. Einerseits arbeitet er als Historiker und vermittelt Geschichte. Andererseits scheint es viel zu kurz zu greifen, dieses Werk als rein faktenvermittelnd abzuschreiben. DeSilva bringt es auf den Punkt, wenn er dazu rät die Apostelgeschichte zu lesen als „…a story about the past that seeks to have a direct impact on thought and behavior in the author’s and audience’s present.“[1] Lukas liefert nicht alle verfügbaren historischen Daten, sondern filtert sie gemäß seines zu kommunizierenden Anliegens.
Der Arzt Lukas verfasste diesen zweiten Band also um den fortlaufenden Wachstum und die Entwicklung eines damaligen Phänomens aufzuzeigen, das Christentum. Dabei zeigt er eben nicht nur faktisch was vor sich ging, sondern macht deutlich, dass dies nicht von Menschenhand, sondern dem Heiligen Geist vorangetrieben wurde. Der Hauptakteur ist demnach der Geist Gottes, der das Meisterwerk entwirft.[2]
Christus selbst, dessen Nachfolger die Christen sind, prophezeite das Kommen dieses Geistes. Lukas stellt diese Prophezeihung an den Anfang (Apg 1:4-8), um direkt im Anschluss (Apg 2:1-13) von der Erfüllung derselben zu berichten. Immer wieder webt er ähnliche Prophezeiungen des Alten Testaments in den Text ein und zeigt dessen geistgeführte Erfüllung im Verlauf der Geschichte. Prophezeiungen des jüdischen Buches, das Alte Testament, wurden hier immer mehr zu einer Einheit mit diesem Jesus Christus und seiner Kirche. Man kann nur erahnen welch Aussagekraft diese junge Bewegung, die für viele noch nicht einzuordnen war, dadurch bekam. Es sollte eben nicht als eine von vielen religiösen Bewegungen einiger Radikaler in die Geschichte eingehen, sondern als die lebendige Kirche des ewigen Gottes. Diese Idee war und ist vielen fremd. Eine Religion, die nicht auf eine ethnische Gruppe, eben die der Juden oder auf die eines Standes, etwa eines wohlhabenden Römers limitiert ist. Die Kirche von Jesus Christus hat nach Lukas reale jüdische Wurzeln, inkludiert aber alle vom Geist Gottes erweckten Menschen aus allen Nationen (siehe Missionsbefehl Jesu in Matt 28:19). Es verwundert daher kaum, dass diese Überwindung der geistlichen und sozialen Trennung zwischen Juden und Heiden so großen Raum einnimmt.[3]
Lea und Black bemerken, dass sich die beiden Motive von dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte wunderbar ergänzen. Lukas zeigt im Evangelium das Wirken Jesu von der Krippe in Bethlehem, über das Kreuz auf Golgatha bis zur Himmelfahrt nach Jerusalem. In seinem zweiten Band, der Apostelgeschichte, zeigt er uns die Fortsetzung, durch Jesu Stellvertreter den Heiligen Geist von Jerusalem, über Judäa und Samaria bis ans Ende der Welt (Rom).[4]
Abschließend noch eine kurze Auflistung der Motive, die aus dem Werk abgeleitet werden können:
- Gewissheit über das Gelernte, nämlich das Evangelium von Jesus Christus, zu geben (siehe auch Lk 1:4).
- Spannungen zwischen Juden- und Heidenchristen beseitigen.
- Christlichen Glauben apologetisch verteidigen und Heiden gewinnen.
- Christen durch das souveräne Handeln Gottes stärken und für die Mission gewinnen.
- Paulus wichtigen Beitrag in der Verbreitung des Evangeliums und dementsprechende Autorität hervorheben.
- So manche ungerechtfertigte Anklage gegen die frühen Christen aufzeigen (Apg 19:35-40; 16:35-40; 18:12-17; 26:30-32).
Möge die Apostelgeschichte uns eine Anregung sein Gott zu gehorchen und Gemeindebau so zu lieben, wie ER ihn gedacht hat.
[1] deSilva, D. A. (2004). An introduction to the New Testament: contexts, methods and ministry formation. Downers Grove, IL: InterVarsity Press., S.350f.
[2] Vgl. Witherington, B., III. (1998). The Acts of the Apostles: a socio-rhetorical commentary. Grand Rapids, MI: Wm. B. Eerdmans Publishing Co., S. 21ff.
[3] Vgl. deSilva., S. 357.
[4] Vgl. Lea, Thomas D., und David Alan Black. The New Testament: its background and message. 2nd ed. Nashville, TN: Broadman & Holman Publishers, 2003., S. 289.