Im Sinn der Worte von St. Patrick Missionar in Irland 5. Jhd. frohen St. Patricks Day.
Darum kann ich nicht schweigen, noch hätte mein Schweigen irgendeinen Sinn, über die Wohltaten und die Gnade, die Gott mir im Land meiner Gefangenschaft zuteil werden ließ. Diese Schrift ist daher Ausdruck meiner Dankbarkeit dafür, dass Gott mich auf die rechte Bahn gewiesen und sich mir offenbart hat, so dass ich es nun vermag, ihn vor aller Welt zu preisen und seine Wunder zu rühmen.
Denn es gibt keinen anderen Gott, noch gab es oder wird es jemals einen anderen Gott geben, als Gott den Vater. Er ist ewig und ohne Anfang. Von ihm nimmt alles seinen Anfang. Alles hält er in Händen. So ward es uns gelehrt. Und wir bezeugen, dass auch sein Sohn, Jesus Christus, immer schon war, vor dem Beginn aller Zeit und auf geistige Weise beim Vater, der ihn vor allem Anfang auf nicht beschreibliche Weise hervorgebracht hat. Durch ihn wurde alles sichtbare und unsichtbare geschaffen. Er ward Mensch und bezwang den Tod. Er wurde in den Himmel aufgenommen, an der Seite des Vaters. Der verlieh ihm alle Macht über die Geschöpfe des Himmels, der Erde und der Hölle. Jede Zunge spreche sein Lob aus, denn Jesus Christ ist unser Herr und Gott. An ihn glauben wir. Seine Ankunft ist nah, als Richter über die Lebenden und die Toten, der jedem gibt gemäß seiner Taten; er erfüllt uns überreich mit dem heiligen Geist, mit dem Versprechen, uns Unsterblichkeit zu verleihen. Wer an ihn glaubt und ihm nachfolgt, den macht er zu Söhnen Gottes und Erben Christi. Zu ihm bekennen wir uns und ihn beten wir an als den einen Gott in der Dreiheit des heiligen Namens.
Und hier noch das ganze Bekenntnis von St. Patrick Übersetzung von
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1
Ich bin Patrick, ein Sünder und ohne Bildung. Ich habe keine Bedeutung unter den Gläubigen, und mit Verachtung blicken viele auf mich herab. Mein Vater, Kalpurn, war Diakon, der Sohn eines Priesters namens Potitus. Er kam aus Bannavem Taburniae. In der Umgebung betrieb er ein kleines Landgut. Hier geschah es, dass ich in Gefangenschaft geriet. Ich war damals knapp 16 Jahre alt. Der wahre Gott war mir noch unbekannt, als ich nach Irland verschleppt wurde, gemeinsam mit tausenden von anderen Menschen. Wir erhielten auf diese Weise die gerechte Strafe dafür, dass wir uns von Gott abgewendet und seine Gebote nicht befolgt hatten. Wir hatten nicht auf unsere Priester gehört, die uns gewarnt hatten, auf unser Leben achtzugeben. Deshalb ließ Gott seinen Zorn auf uns niederfahren und verstreute uns unter die Völkern bis in die entferntesten Gegenden der Welt. Hier erst, in der Fremde wurde mir klar, wie klein und unbedeutend ich wirklich war.
2
Hier war es auch, dass Gott mir zu verstehen gab, wie immens mein Unglaube war. Und so bekannte ich meine Sünden, wenn auch spät, und wandte mich mit ganzem Herzen dem Herrn, meinem Gott zu. Er blickte auf meine demütige Existenz hinab und zeigte Erbarmen mit meiner Jugend und Unwissenheit. Er bot mir Schutz, noch bevor ich ihn erkannt und Weisheit erlangt hatte und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden vermochte. Er gab mir Kraft und tröstete mich wie ein Vater seinen Sohn.
3
Darum kann ich nicht schweigen, noch hätte mein Schweigen irgendeinen Sinn, über die Wohltaten und die Gnade, die Gott mir im Land meiner Gefangenschaft zuteil werden ließ. Diese Schrift ist daher Ausdruck meiner Dankbarkeit dafür, dass Gott mich auf die rechte Bahn gewiesen und sich mir offenbart hat, so dass ich es nun vermag, ihn vor aller Welt zu preisen und seine Wunder zu rühmen.
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Denn es gibt keinen anderen Gott, noch gab es oder wird es jemals einen anderen Gott geben, als Gott den Vater. Er ist ewig und ohne Anfang. Von ihm nimmt alles seinen Anfang. Alles hält er in Händen. So ward es uns gelehrt. Und wir bezeugen, dass auch sein Sohn, Jesus Christus, immer schon war, vor dem Beginn aller Zeit und auf geistige Weise beim Vater, der ihn vor allem Anfang auf nicht beschreibliche Weise hervorgebracht hat. Durch ihn wurde alles sichtbare und unsichtbare geschaffen. Er ward Mensch und bezwang den Tod. Er wurde in den Himmel aufgenommen, an der Seite des Vaters. Der verlieh ihm alle Macht über die Geschöpfe des Himmels, der Erde und der Hölle. Jede Zunge spreche sein Lob aus, denn Jesus Christ ist unser Herr und Gott.
[Nota] An ihn glauben wir. Seine Ankunft ist nah, als Richter über die Lebenden und die Toten,
[Nota] der jedem gibt gemäss seiner Taten;
[Nota] er erfüllt uns überreich mit dem heiligen Geist, mit dem Versprechen, uns Unsterblichkeit zu verleihen. Wer an ihn glaubt und ihm nachfolgt, macht er zu Söhnen Gottes und Erben Christi. Zu ihm bekennen wir uns und ihn beten wir an als den einen Gott in der Dreiheit des heiligen Namens.
5
Denn durch den Propheten liess er verkünden: “Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.”
[Nota] Und abermals: “Ehrenvoll ist es, die Werke Gottes zu offenbaren und zu bekennen.”
[Nota]6
Obwohl ich in vielem unvollkommen bin, hoffe ich doch, dass meine Brüder und Verwandten wissen, wie ich wirklich bin, und dass sie erkennen können, welcher höheren Sache ich mein Leben verschrieben habe.
7
Ich kenne das Zeugnis meines Herrn sehr genau, so wie es im Psalter zu finden ist: “Die Lügner richtest du zu Grunde.”
[Nota] Auch heißt es: “Der Mund, der lügt, tötet die Seele.”
[Nota] Und der Herr selbst spricht im Evangelium: “Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen.”
[Nota]8
Darum musste ich den Richterspruch des jüngsten Tages so sehr fürchten. Voller Angst und Schrecken war ich, da sich keiner entziehen oder verstecken kann. Vor dem Tribunal des Herrn wird jeder umfassend Rechenschaft ablegen müssen, selbst über die kleinsten Verfehlungen.
9
Aus diesem Grund wollte ich schon seit langem schreiben. Doch ich zögerte bis zuletzt, denn ich fürchtete, kritisiert zu werden, weil ich nicht wie die anderen gelernt habe, die gewissenhaft Rechtsbücher und die heilige Schrift aufgesogen habe und die ihre Sprechweise seit ihrer Kindheit niemals wechseln mussten, sondern immer nur weiter und weiter verbessern durften. Alles was ich zu sagen habe, muss dagegen in eine mir fremde Sprache übersetzt werden, und an meinem Schreibstil lässt sich leicht meine geringe Sprachkenntnis ablesen. Denn, wie es in der Schrift heißt, an der Zunge erkennt man den Weisen, und Einsicht und Wissen und die Lehre der Wahrheit.
[Nota]10
Doch was nutzt alles auch noch so rechtmäßige Entschuldigen, wenn ich mir nun im hohen Alter anmaße, was ich mir in meiner Jugend anzueignen versäumt habe. Eine sündenvolles Leben hielt mich damals davon ab wirklich aufzunehmen, was ich las. Aber wer soll mir glauben, auch wenn ich wiederhole, was ich bereits gesagt habe? Ich war noch jung, ja fast noch ein unmündiges Kind, als ich in Gefangenschaft geriet, und noch wusste ich nicht, was ich suchen und was ich meiden sollte. Dafür schäme ich mich bis heute und ich habe größte Hemmungen, meinen Mangel an Bildung offenzulegen, denn ich vermag mich nicht sprachgewandt in der geforderten Kürze auszudrücken, so wie ich es vom Verstand und vom Herzen her gerne würde, und so, dass der Sinn meiner Worte dem entspräche, was ich sagen möchte.
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Aber selbst wenn mir gegeben wäre, wie es anderen gegeben ist, ich könnte nicht schweigen, weil ich Dank sagen will. Mag ich manchen auch angesichts meiner Unwissenheit und lahmen Zunge überheblich erscheinen, so steht es doch geschrieben, dass die Zungen der Stammelnden schnell lernen werden, von Frieden zu sprechen.
[Nota] Um so mehr müssen wir es versuchen, als dass wir, wie es heißt, ein Brief von Christus sind, um das Heil bis an die Enden der Welt zu tragen.
[Nota] Und wenn dieser Brief auch nicht wohlfeil verfasst worden ist, so ist er doch aufrichtig und mit fester Überzeugung in eure Herzen eingeschrieben, nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes.
[Nota] Und der Geist selbst bezeugt es ja auch, dass die Schlichtheit des Ackers vom Allerhöchsten geschaffen worden ist.
[Nota]12
Bin ich also im Grunde ein Mann vom Land, ein Flüchtling und ungebildet, jemand, der nicht weiß sich um die Zukunft zu sorgen, das eine weiß ich doch ganz genau, dass ich bevor ich in Demut versank, wie ein Stein im tiefen Sumpf lag. Dann kam er mit Macht und in seiner Barmherzigkeit nahm er mich auf, hob mich empor und legte mich oben auf die Mauer. Deshalb muss ich es laut rufen und Gott aud diese Weise danken für seine großen Wohltaten, hier und jetzt und für immer, für das, was der menschliche Geist nicht fassen kann.
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So schaut alle auf und staunt, ihr großen und kleinen, die ihr Gott fürchtet,
[Nota] und ihr klugen Gelehrten und Redegewandten, hört genau zu und denkt nach. Wer hat mich, so dumm wie ich bin, ausgewählt mitten aus dem Kreise derer, die doch so weise und rechtsgelehrt scheinen und so wortmächtig und stark in allem? Mich, der ich verachtet werde von dieser Welt, meinen Geist hat er vor allen anderen davon beseelt, dass ich derjenige sei — vermöcht ich’s doch nur! —, der mit ehrfürchtiger Angst und ohne Klagen treu dem Volk zum Nutzen sei, zu dem mich die Liebe Christi gebracht hat als lebenslange Gabe — so ich es denn wert bin —, damit ich seinen Menschen in Demut und Wahrheit diene.
14
Im Lichte meines Glaubens an die Dreifaltigkeit ist es mir daher geboten, ungeachtet aller Gefahren das Geschenk Gottes und seinen ewigen Trost bekannt zu machen und furchtlos und offen den Namen Gottes überall zu verbreiten, damit ich meinen Brüdern und Söhnen, die ich so tausendfach im Namen des Herrn getauft habe, nach meinem Tod etwas von Wert hinterlassen kann.
15
Ich hatte es tatsächlich nicht verdient, dass der Herr mir, seinem unwürdigen Diener, ein solches Glück beschied und dass er mir nach soviel Mühsal und Leid, nach meiner Gefangenschaft und all den Jahren, die ich unter diesem Volk verbracht habe, so große Gnade zuteil werden ließ. Ich hatte dies in meiner Jugend weder erhofft noch auch im entferntesten daran gedacht.
16
Doch als ich nach Irland gekommen war, musste ich täglich Schafe hüten. Ich betete oftmals am Tag und die Liebe zu Gott wie die Furcht vor ihm erfassten mich mehr und mehr. Mein Glaube wurde stärker und mein Geist ward getrieben, so dass ich an nur einem Tage bis zu hundert Gebete sprach und Nachts fast ebenso viele, egal ob ich nun im Wald oder in den Bergen weilte. Ich stand vor Sonnenaufgang auf, um in Schnee, Eis und Regen zu beten. Ich fühlte keinen Schmerz, noch befiel mich Trägheit, und erst jetzt sehe ich, dass der Geist damals in mir glühte.
17
Dort war es, dass eines Nachts im Schlaf eine Stimme zu mir sprach: “Du fastest gut, bald wirst du in deine Heimat gehen.” Nach einer kurzen Zeit vernahm ich wieder eine Stimme mit der folgenden Botschaft: “Siehe, dein Schiff ist bereit!” Doch war das Schiff nicht in der Nähe sondern etwa 2000 Meilen entfernt an einem Ort, an dem ich niemals zuvor gewesen war und niemanden kannte. Ich begab mich auf die Flucht und verließ den Mann, mit dem ich sechs Jahre verbracht hatte. Ich ging mit der Kraft Gottes, der mir den Weg zum Guten in mir wies, und ich hatte keine Furcht, bis ich beim Schiff ankam.
18
An dem Tag, an dem ich ankam, setzte das Schiff ab. Ich fragte, ob ich mit ihnen fahren durfte. Doch das missfiel dem Kapitän, und er anwortete unfreundlich und zornig: “Wage es es nicht, mit uns zu kommen!” Als ich dies vernommen hatte, ging ich wieder fort von ihnen, dahin, wo ich mir eine bescheidene Unterkunft gnommen hatte. Auf meinem Weg begann ich zu beten, und noch bevor ich mein Gebet zu Ende gesprochen hatte, hörte ich einen von ihnen laut hinter mir her rufen: “Komm schnell! Die Leute hier rufen dich!” Ich kehrte sofort um, und sie begannen auf mich einzureden: “Komm! Wir nehmen dich mit. Wir vertrauen dir. Lass uns Freundschaft schließen, wie es dir beliebt.” An diesem Tag lehnte ich es ab, an ihren Brüsten zu saugen,
[Nota] weil ich Gott fürchtete und hoffte, dass sie den Glauben an Christus annehmen würden, denn sie waren Heiden. Und so kam es, dass ich mit ihnen ging und wir rasch in See stachen.
19
Nach drei Tagen stießen wir an Land und für die nächsten 28 Tage reisten wir durch unbewohntes Gebiet. Ihr Proviant ging zu Ende und Hunger befiel sie. Eines Tages trat der Kapitän an mich heran: “Was ist los, Christenmensch? Du behauptest, dein Gott sei groß und allmächtig. Warum betest du dann nicht für uns? Wir leiden Hunger und ringsum ist kein Hinweis auf eine Menschenseele zu finden.” Ich antwortete ihnen mit Zuversicht: “Wendet euch gläubig und mit ganzem Herzen dem Herrn zu, meinem Gott, denn nichts ist ihm unmöglich,
[Nota] dass er euch heute noch etwas zu essen schicken möge auf euren Weg und dass es für alle genug sei, denn überall hat er reichlich davon.” Und mit Gottes Hilfe kam es tatsächlich so: Vor unseren Augen erschien mitten auf dem Weg eine Herde Schweine. Sie schlachteten eine große Zahl davon und rasteten zwei Nächte lang. Alle wurden gut gestärkt, und auch ihre Hunde
[Nota] bekamen davon. Denn viele waren sehr geschwächt und halb verhungert am Wegesrand zurückgeblieben. Dann dankten sie Gott sehr, und auch ich wurde vor aller Augen geehrt. Von da an hatten sie immer genug zu essen. Auch fanden sie wilden Honig und boten mir davon an. Einer von ihnen sagte zu mir: “Das ist eine Opfergabe.” Gott sei dank, dass ich nichts davon gekostet habe.
20
In dieser Nacht, während ich schlief, wurde ich vom Teufel heimgesucht. Es wird mir in Erinnerung bleiben, solange ich in diesem Körper wohne. Er fiel über mich her wie ein gewaltiger Felsen, und ich konnte keines meiner Glieder rühren. Aber wie kam es, dass ich, der ich doch von geistlichen Dingen nichts verstand, nach Elija rief?
[Nota]Unterdessen sah ich die Sonne aufgehen und während ich mit aller Kraft schrie: “Elija! Elija!”, schien der Sonne Glanz auf mich nieder und warf alle Schwere ab von mir. Ich glaube, dass Christus der Herr mir zur Hilfe kam und dass es sein Geist war, der damals für mich schrie. Und ich hoffe, dass es wieder so sein wird, wenn ich in Not gerate, so wie es im Evangelium geschrieben steht: An diesem Tag, so spricht der Herr, werdet nicht ihr es sein, die sprechen, sondern der Geist des Vaters, der in euch spricht.
[Nota]21
Viele Jahre später geriet ich erneut in Gefangenschaft, und in der ersten Nacht, die ich mit ihnen verbrachte, vernahm ich eine göttliche Botschaft. Sie lautete: “Zwei Monate wirst du mit ihnen zusammen sein.” Und so geschah es: in der sechzigsten Nacht befreite mich der Herr aus ihren Händen.
22
Auch unterwegs sorgte er dafür, dass wir täglich Essen, Feuer und trockenes Wetter hatten, bis wir am zehnten Tag auf Menschen trafen. Wie ich bereits sagte, wir reisten 28 Tage durch die Ödnis und genau in der Nacht, als wir auf Menschen stießen, war nichts mehr übrig von unserem Essen.
23
Ein paar Jahre später war ich wieder in Britannien mit meinen Eltern zusammen. Sie nahmen mich als ihren Sohn auf und baten mich voll Vertrauen, dass ich doch nach all dem Leid, das ich ertragen musste, niemals wieder von ihnen fortgehen solle. Und da hatte ich in der Nacht die Vision eines Mannes, der aus Irland zu kommen schien. Sein Name war Victoricus, und er hatte unzählige Briefe bei sich, von denen er mir einen überreichte. Ich las den Anfang des Briefes, wo geschrieben stand: ‘Aufruf der Iren’, und wie ich zu lesen anfing, da war mir, als hörte ich die Stimmen derer, die in der Nähe des Waldes von Foklut waren, der am westlichen Meer gelegen ist.
[Nota] Sie riefen wie aus einem Mund: “Wir bitten dich, heiliger Junge, komm und sei bei uns.” Das traf mich in meinem tiefstem Herzen und ich konnte nicht weiterlesen. Da wachte ich auf. Gott sei es gedankt, dass der Herr ihnen viele Jahre später gewährte, wonach sie verlangten.
24
In einer anderen Nacht vernahm ich Worte – ich weiß es nicht, Gott weiß, ob in mir oder neben mir
[Nota] – die voll Weisheit waren und die ich hören aber nicht verstehen konnte, bis auf das, was am Ende gesagt wurde: “Der sein Leben für dich gab, ist es, der in dir spricht.” Da erwachte ich voll Freude.
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Ein anderes mal sah ich ihn in mir beten. Es war, als ob ich in mir selbst war und ihn über mir sprechen hörte, das heißt über dem inneren Menschen, und dort betete er heftig und stöhnend, während ich nur staunte und mich wunderte und dachte, wer dies denn wohl sei, der da in mir betete. Doch am Ende seines Gebets wurde mir klar, dass es der Geist war. Dann erwachte ich und ich erinnerte mich an den Ausspruch des Apostels: “Der Geist hilft uns, wo unser Gebet schwach ist. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; doch tritt der Geist selber für uns ein mit unausprechlichem Seufzen, das man nicht in Worte fassen kann.”
[Nota] Auch heißt es: “Der Herr unser Beistand bittet für uns.”
[Nota]26
Einmal wurde ich von einigen Kirchenoberen kritisiert. Sie kamen und brachten meine Sünden gegen meine hart erarbeitete Bischofswürde ein. An dem Tag traf es mich so hart, dass ich jetzt und für immer gefallen wäre. Doch der Herr schonte den fremden Wanderer auf Grund seines Namens und aus Gutmütigkeit und er half mir sehr, als man mich damals niedermachte. Deshalb versank ich nicht in Sünde und Schande. Ich bete zu Gott, dass er es nicht ihnen als Sündentat auslegt.
27
Zum Vorwand brachten sie nach 30 Jahren etwas gegen mich vor, was ich bereits offen bekannt hatte, noch bevor ich Diakon geworden war. Aus Furcht und traurigen Herzens hatte ich meinem engsten Freund anvertraut, was ich in meiner Kindheit an einem Tag, in einer Stunde begangen hatte, weil ich noch schwach war. Ich weiß nicht, nur Gott weiß, ob ich damals vielleicht 15 Jahre alt war. Ich glaubte nicht an den lebendigen Gott, meine ganze Kindheit nicht. Ich lebte in Tod und Unglauben, bis ich schmerzhaft zurechtgewiesen und wirklich gedemütigt wurde, durch Hunger und Nacktheit, und das täglich.
[Nota]28
Andererseits, ich hatte niemals nach Irland kommen wollen, während der ganzen Zeit nicht, in der ich beinahe umgekommen bin. Doch war dies letztlich zu meinem Besten, denn so wurde ich durch Gott von meinen Fehlern befreit. Und er machte aus mir, was ich heute bin und wovon ich einst weit entfernt war – dass ich mich um das Heil der anderen sorge und mühe, wo ich doch damals nicht einmal an mich selber dachte.
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Und so kam der Tag, an dem ich von den oben genannten beschuldigt wurde und nachts in der Dunkelheit eine Vision hatte. Es stand dort etwas geschrieben, genau vor meinem Gesicht, respektlos. Und gleichzeitig vernahm ich eine göttliche Stimme, die mir sagte: “Mit Missfallen haben wir das Gesicht des Erwählten gesehen und wie sein Name in Verruf geraten ist.” Sie hat nicht gesagt: “Ihr habt mit Missfallen gesehen”, sondern: “Wir haben mit Missfallen gesehen”, so als würde sie sich mit einem verbünden und als wenn sie gesagte: “Wer euch berührt, berührt gleichsam die Pupille meines Auges.”
[Nota]30
Darum danke ich dem, der mich in allem gestärkt hat, und dass er nicht verhindert hat, dass ich aufbrach, wohin zu reisen ich entschlossen war, und die Tätigkeit, die ich von Christus meinem Herrn erlernt habe. Daher fühle ich mich nun viel stärker. Und mein Glaube ist vor Gott und den Menschen unter Beweis gestellt worden.
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Deshalb wage ich zu sagen, dass ich kein schlechtes Gewissen habe, nicht jetzt und nicht in Zukunft. Gott ist mein Zeuge, dass ich nicht gelogen habe bei dem, was ich euch berichtet habe.
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Um so mehr empfinde ich Schmerz wegen meines teuersten Freundes, dass wir seinen Bericht anhören mussten. Ich hatte ihm meine Seele anvertraut! Ich erfuhr von meinen Brüdern vor meinem Verteidigungsverfahren – bei dem ich nicht anwesend war, noch war ich überhaupt in Britannien oder hatte es vor, dorthin zu gehen – dass er sich für mich in meiner Abwesenheit einsetzen würde. Er selbst hatte seinerzeit zu mir gesagt: “Ich finde, du solltest zum Bischof erhoben werden.” Das stand mir nicht zu. Aber wie kam es ihm dann später in den Sinn, mich in aller Öffentlickeit, vor Guten und Bösen, einer Sache zu beschuldigen, die er mir doch vorher selber mit Freude verziehen hatte, so wie es Gott, der größer als alle ist, ja auch getan hatte?
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Genug davon. Dennoch darf ich nicht verbergen, welch ein Geschenk mir Gott im Land meiner Gefangenschaft gemacht hat. Denn damals suchte ich ihn mit aller Kraft und dort fand ich ihn und er beschütze mich vor allen Übeln – so glaube ich jedenfalls – weil sein Geist in mir wohnte und bis zum heutigen Tag in mir wirkte. Wieder wage ich, das zu behaupten. Aber Gott weiß, hätte mir das ein Mensch gesagt, ich hätte vermutlich geschwiegen, der Liebe Christi wegen.
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Und so werde ich nicht müde, Gott dafür zu danken, dass er mich und meinen Glauben am Tage der Versuchung gerettet hat, so dass ich ihm heute voll Zuversicht meine Seele als lebendige Gabe opfern kann,
[Nota] Christus meinem Herrn, der mich aus jeder Not gerettet hat. Darum frage ich: Wer bin ich, Herr, und was ist meine Bestimmung, dass du mich in meinem Handeln so sehr mit deiner göttlichen Macht unterstützt? Denn so kommt es, dass ich deinen Namen heute ohne Furcht unter den heidnischen Völkern lobe und preise, wo immer ich bin, nicht nur in guten sondern auch in schwierigen Zeiten. Und was mir auch passiert, Gutes oder Schlechtes, ich ertrage es mit Gleichmut und danke Gott dafür. Er hat mit gezeigt, dass ich ihm immer und ohne jeden Zweifel vertrauen kann. Er hat mein Beten erhört, so dass ich – unwissend wie ich war – in der jüngsten Zeit
[Nota] den Mut fand, einen so frommen und wundersamen Dienst auf mich zu nehmen. Darin folge ich in gewisser Weise denen nach, von denen der Herr einst vorhergesagt, dass sie sein Evangelium bezeugen und allen heidnischen Völkern verkünden würden, bevor das Ende der Welt eintritt. Das sehen wir nun. Es ist in Erfüllung gegangen. Schaut nur her, wir sind Zeuge, dass das Evangelium in den Gegenden verkündet worden ist, jenseits derer niemand wohnt.
[Nota]35
Es würde hier zu weit führen, vollständig oder auch nur in Teilen darüber zu berichten, was ich im einzelnen erreicht habe. Ich werde es kurz halten und nur erzählen, wie der gütige Gott mich oft aus der Sklaverei befreite und aus zwölf lebensbedrohlichen Gefahren, aus Hinterhalten und anderen Situationen, die ich nicht in Worte fassen kann und die zu schildern ich dem Leser auch nicht zumuten wollte. Doch Gott, der alles weiß und vorhersieht, ist mein Bürge, dass er mir – einer armseligen Waise! – oft himmlische Zeichen und Warnungen gab.
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Woher hatte ich diese Weisheit? Sie war nicht in mir, denn ich wußte nicht einmal die Zahl meiner Tage,
[Nota] noch kannte ich Gott. Warum wurde mir später die kostbare und heilsame Gabe zuteil, Gott zu erkennen und ihn so sehr zu lieben, dass ich Heimat und Eltern verließ?
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Viele Geschenke brachte man mir weinend und unter Tränen entgegen. Ich kränkte sie, auch gegen den Willen von ein paar höheren Amtsträger. Doch Gott wies mich an, ihnen nicht zuzustimmen oder mich zu fügen. Es war nicht mein Verdienst sondern Gott, der in mir siegreich ist und ihnen allen widersteht. Nur deshalb kam ich zum Irischen Volk, um das Evangelium zu verkünden und die Beleidigungen der Ungläubigen zu ertragen. Deshalb musste ich mir die Vorwürfe gefallen lassen, hierher gekommen zu sein, und viele Verfolgungen, ja Gefangenschaft in Ketten erdulden. Und deshalb legte ich meinen Status als freier Mensch ab zum Nutzen anderer. Und wäre ich es wert, ich würde sofort bereitwillig und mit größter Freude mein Leben für seinen Namen hingeben. Und dort möchte ich leben bis zu meinem Tod, wenn Gott mich nur lässt.
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Denn ich stehe tief in Gotte Schuld. Er ließ mir große Gnade zuteil werden, dass durch mich soviele Völker in Gott wiedergeboren und wahre Christen wurden und dass überall Geistliche geweiht wurden für die, die eben erst zum Glauben übertraten und die Gott an den Enden der Welt aufnahm, so wie er es einst durch seine Propheten verheißen hatte: “Zu dir kommen die Völker von den Enden der Erde und sagen: Nur Trug besaßen unsre Väter, Götzenbilder, die nichts nützen.”
[Nota] Und: “Ich habe dich als Licht unter die Völker gebracht, damit du ihr Heil bist bis ans Ende der Welt.”
[Nota]39
Und dort möchte ich auf die Verheißung warten, weil er niemals bricht, was er im Evangelium verspricht: “Sie werden von Osten und Westen kommen und sich niederlassen mit Abraham, Isaak und Jakob.”
[Nota] Das glauben wir: aus der ganzen Welt werden die Gläubigen kommen.
40
Daher ist es wichtig, dass wir gut und gewissenhaft fischen, wie uns der Herr in weiser Voraussicht mit den folgenden Worten mahnt und lehrt: “Folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.”
[Nota] Ein anderes mal sagt er durch die Propheten: “Seht, ich sende viele Fischer und Jäger, so spricht der Herr,”
[Nota] und so weiter. Daher ist es also besonders wichtig, dass wir unsere Netze so auswerfen, dass wir eine möglichst große Zahl und sehr, sehr viele für Gott fangen und dass allerorts Geistliche sind, die das Volk taufen und aufmuntern, wo es nötig und erwünscht ist. So wie es dem Ausspruch des Herrn entspricht, der uns im Evangelium mit den folgenden Worten mahnt und lehrt: “Geht also hin zu allen Völkern und unterrichtet sie. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis die Welt zu Ende geht.”
[Nota] An anderer Stelle sagt er: “Geht also hinaus in die ganze Welt und verkündet allen Geschöpfen das Evangelium. Wer glaubt und getauft ist, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.”
[Nota] Und an wieder anderer Stelle: “Dieses Evangelium vom Reich wird auf der ganzen Welt verkündet werden als Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.”
[Nota] Dasselbe lässt der Herr durch den Propheten verkünden: “In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht der Herr, ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter werden Prohezeihungen machen, eure jungen Männer werden Visionen haben und eure Alten werden Träume träumen. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und auch sie werden Prophezeihungen machen.”
[Nota] So spricht er auch bei Hosea: “Ich werde als mein Volk berufen, was nicht mein Volk war, und als Geliebte, die ich zuvor nicht liebte.”
[Nota] Und es wird geschehen, wo ihnen gesagt wurde: “Ihr seid nicht mein Volk” – dort wird man sie Söhne des lebendigen Gottes nennen.
[Nota]41
Wie geschah es nun in Irland, dessen Einwohner bis vor kurzem nichts von Gott wussten und nur Götzenbilder und andere unreine Gegenstände anbeteten – wie kam es, dass diese Menschen zum Volk Gottes wurden und nun Söhne Gottes genannt werden? Und dass die Söhne und Töchter der irischen Stammesfürsten nun allem Anschein nach Mönche und Jungfrauen Christi sind?
42
Es gab da zum Beispiel eine gesegnete irische Frau,
[Nota] adelig, wunderschön und in heiratsfähigem Alter, die ich getauft hatte. Nach wenigen Tagen kam sie mit einem Anliegen zu uns. Sie vertraute uns an, eine Nachricht von einem Gottesboten erhalten zu haben. Er habe sie dazu ermuntert, ein Jungfrau Christi zu werden und Gottes Nähe zu suchen. Gott sei Dank, dass sie sechs Tage später ihr Gelübde auf so vorbildliche und begierige Weise ablegte. Alle Jungfrauen Gottes tun dies so, und das nicht auf Wunsch ihrer Väter, im Gegenteil, sie erleiden Verfolgung und üble Beschimpfungen durch ihre Eltern. Dennoch nimmt ihre Zahl stetig zu und wir wissen nicht, wieviele dort von unseren Leuten geboren werden. Und dann kommen noch die Witwen und die Frauen hinzu, die in Enthaltsamkeit leben. Aber am schlimmsten ergeht es denen, die in Sklaverei leben, denn sie werden misshandelt und bedroht. Doch hat der Herr vielen seiner Dienerinnen seine Gnade zuteil werden lassen, denn obwohl es ihnen untersagt ist, eifern sie ihm mutig nach.
43
Selbst wenn ich sie zurücklassen und nach Britannien gehen wollte – und ich wäre nur allzu gerne bereit gleichsam in die Heimat und zu den Verwandten zurüchzukehren, und nicht nur das, sondern bis nach Gallien wollte ich, meine Brüder besuchen und ins Gesicht derer schauen, die meinem Herrn heilig sind – Gott weiß, wie sehr ich mich danach gesehnt habe! Doch hält mich der Geist hier fest, der mir klar vor Augen hält: Wenn ich dies tatsächlich tun wollte, ich würde mich vor ihm schuldig machen. Auch fürchte ich zu verlieren, was ich so mühevoll begonnen habe – nicht ich, sondern Christus der Herr, der mir aufgetragen hat, hierher zu kommen, damit ich mein restliches Leben mit ihnen verbringe, solange der Herr nur will und solange er mich schützt vor allen Abwegen, dass ich vor ihm nicht sündige.
44
Ich hoffe, getan zu haben, was von mir verlangt wurde. Aber ich traue mir selber nicht, solange ich in diesem todgeweihten Körper sein werde. Denn stark ist er, der täglich versucht mich von meinem Glauben abzubringen und von den Reinheitsgeboten einer wahren Religion, denen ich mich bis an mein Lebensende verschrieben habe für Christus meinen Herrn. Doch das uns feindlich gesonnene Fleisch zieht uns immer zum Tod hin, verbotene Gelüste zu befriedigen. Ich bin mir in gewisser Weise bewusst, dass ich kein perfektes Leben geführt habe, wie es andere Gläubige zu tun vermochten. Doch bekenne ich dies vor meinem Herrn und ich erröte nicht vor seinem Angesicht, weil ich nicht lüge: Seit ich ihn in meiner Jugendzeit kennenlernte, wuchs meine Liebe zu Gott und meine Furcht vor ihm, und bis zum heutigen Tag habe ich mit Gottes Hilfe meinen Glauben bewahrt.
45
Möge darüber lachen und schimpfen wer will, ich werde nicht schweigen und die Zeichen und Wunder verheimlichen, die der Herr mir gezeigt hat, viele Jahre bevor sie sich zugetragen haben, da er alle Dinge dieser Welt schon vor der Zeit weiß.
46
Daher muss ich Gott ohne Unterlass danken. Oft war er nachsichtig mit meiner Dummheit und meiner Unachtsamkeit, und mehr als nur einmal sparte er seinen heftigen Zorn über mich, der ich als Gehilfe eingesetzt worden bin und nur langsam so handelte, wie mir geheißen und vom Geist geraten wurde. Viele tausend Male hatte der Herr Mitleid mit mir, weil ich bereit war, aber nicht wusste, was ich unter diesen Umständen mit meinem Leben anfangen sollte. Denn viele waren gegen meine Mission und sprachen miteinander hinter meinem Rücken und sagten: “Warum bloß setzt er sich der Gefahr aus und begibt sich unter Feinde, die nichts von Gott wissen?” Sie taten dies nicht aus Boshaftigkeit. Sie konnten es einfach nicht nachvollziehen, da ich doch, wie ich es ja selber zugebe, nur ein einfacher Mann vom Lande war. Und ich begriff nur langsam, dass die Gnade damals in mir war. Nun weiß ich, was ich früher hätte tun sollen.
47
Ich habe dies nun in einfache Worte gefasst, für meine Brüder und alle Diener von meinesgleichen, die mir vertraut haben in dem, was ich verkündet habe und immer noch verkünde, um euren Glauben zu stärken und zu festigen. Möget auch ihr nach Größerem streben und noch bessere Taten vollbringen! Es würde mir zum Ruhm gereichen, denn der weise Sohn ist der Ruhm des Vaters.
[Nota]48
Ihr wisst, und Gott weiß es auch, dass ich seit meiner Jugendzeit im Glauben an die Wahrheit und in der Aufrichtigkeit des Herzens unter euch lebte. Und auch bei den Heiden, unter denen ich lebe – ich hielt und ich werde ihnen gegenüber immer mein Wort halten. Gott weiß, dass ich nicht einen von ihnen hintergangen habe, und ich denke, dass ich es auch nie tun würde, weder für Gott noch für seine Kirche, aus Furcht, sie und uns der Verfolgung auszusetzen. Noch will ich den Namen Gottes lästern, weil geschrieben steht: “Wehe dem, der den Namen Gottes lästert!”
[Nota]49
Denn auch wenn ich nichts wirklich weiß, ich habe immer versucht, mich einigermaßen in Acht zu nehmen, auch im Hinblick auf meine christlichen Brüder und die Jungfrauen Christi und die religiösen Frauen, die mir von sich aus Geschenke brachten und ihre Schmuckstücke auf dem Altar ausbreiteten. Ich gab sie ihnen wieder zurück, und es verärgerte sie, dass ich es tat. Doch ich tat es in der Hoffnung auf immerwährendes Heil, und um mich in jeder Hinsicht gewissenhaft zu schützen, damit man mir als dienendem Amtsträger nicht den Vorwurf der Bestechlichkeit machen konnte und damit ich den Ungäubigen nicht den geringsten Anlass gab, mich zu verdächtigen oder zu verleumden.
50
Als ich soviele tausend Mensche taufte, hatte ich mir etwa auch nur die kleinste Bezahlung
[Nota] von ihnen erhofft? Sagt es mir, und ich werde es zurückerstatten!
[Nota] Oder als Gott überall Geistliche durch meine Wenigkeit weihen ließ und ich ihnen kostenlos Ämter übertrug, wenn ich einem von ihnen auch nur das Geld für meine Sandalen in Rechnung gestellt haben sollte, sagt es mir, und ich gebe es euch zurück.
51
Im Gegenteil, ich habe für euch Geld gezahlt, damit sie mich empfingen.
[Nota] Und ich ging zu euch und begab mich euretwegen überall in viele Gefahren, bis in die abgelegensten Gegenden, jenseits derer niemand mehr wohnt und wo noch nie jemand hingekommen war, um zu taufen oder Geistliche zu weihen oder Menschen im Glauben zu festigen. Weil es mir durch Gott gegeben war, habe ich dies alles mit Eifer und größter Freude für euer Seelenheil getan.
52
Gelegentlich gab ich Königen Geschenke,
[Nota] über das hinaus, was ich ihren Söhnen zum Lohn dafür gab, dass sie mich begleiteten. Dennoch überfielen sie mich und meine Begleiter, und an jenem Tag waren sie fest entschlossen mich zu töten. Aber meine Zeit war noch nicht gekommen. Sie raubten alles, was sie bei uns fanden, und legten mich in Ketten. 14 Tage später befreite mich der Herr aus ihrer Gewalt, und wir erhielten alles zurück, was uns gehörte, Gottes und unserer teuren Freunde wegen, die wir uns zuvor gemacht hatten.
53
Ihr wisst es selber, wieviel ich an die gezahlt habe, die das Recht sprechen in all den Gegenden, die ich so intensiv bereist habe.
[Nota] Ich glaube, es ist nicht weniger als der Gegenwert von mindestens 15 Männern, was ich für sie ausgegeben habe, damit ich für euch einen Nutzen habe und ihr immer für mich einen Nutzen in Gott habt. Ich bereue es nicht, dass ich es getan habe, noch scheint es mir genug: bis heute habe ich Ausgaben und ich werde noch höhere Ausgabe haben. Der Herr ist mächtig, und er mag mir am Ende gewähren, dass ich mich selber für euer Seelen geben.
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Seht her, ich rufe Gott als Zeugen über meine Seele, dass ich die Wahrheit sage und nicht schreibe, um euch zu gefallen oder aus Habsucht oder um ehrenvolle Auszeichnungen von einem von euch zu erhalten. Denn die Ehre soll mir genug sein, die man noch nicht sehen, an die das Herz aber glauben kann. Denn er ist treu, der uns alles verheißen hat: immer spricht er die Wahrheit.
[Nota]55
Dennoch sehe ich, dass ich bereits im Zeitalter unserer Gegenwart über alle Maßen von Gott bevorzugt worden bin, auch wenn ich nicht würdig oder geeignet bin, dass er mir dies gewährt. Zugleich weiß ich genau, dass mir Armut und Unglück mehr zustehen als Luxus und Genuss. Doch auch Christus der Herr lebte in Armut für uns, und selbst wenn ich armseliger Unglücksmensch Reichtümer begehrte, ich besitze sie nicht. Auch urteile ich nicht über mich selbst, weil ich täglich damit rechne, getötet, hintergangen oder wieder versklavt zu werden oder was es auch immer sei. Doch fürchte ich nichts davon wegen der himmlischen Versprechungen, weil ich mich selbst in die Hände des allmächtigen und alles beherrschenden Gottes geworfen habe, so wie es der Prophet sagt: “Wirf deine Gedanken auf Gott, und er wird dich stärken.”
[Nota]56
Seht, ich übergebe mein Leben nun meinem treuesten Gott, für den ich missionarisch unterwegs bin in all meiner Bedeutungslosigkeit. Doch achtet er nicht auf das Ansehen der Person, und deshalb hat er mich für diese Aufgabe ausgewählt, damit ich nur ein weiterer Diener seiner niedersten Dienerschaft sei.
[Nota]57
Deshalb möchte ich ihm all das vergelten, was er für mich getan hat.
[Nota] Doch was soll ich sagen und was kann ich meinem Herrn versprechen, da ich doch nur das vermag, was er selbst mir gibt? Möge er die Herzen und Nieren prüfen,
[Nota] und sei es genug, dass ich es so sehr wünsche und bereit wäre, wenn er mir seinen Kelch zu trinken reichte,
[Nota] so wie er es anderen gewährte, die ihn lieben.
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Daher möge mein Gott es niemals zulassen, dass ich sein Volk verliere, das er in den entlegendsten Gegenden dieser Welt für sich gewonnen hat. Ich bete zu Gott, dass er mir die Ausdauer gibt und dass er mich seinen zuverlässigen Zeugen sein lässt bis an mein Lebensende
[Nota] für meinen Gott.
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Und wenn ich jemals irgendetwas Gutes getan habe für meinen Gott, den ich liebe, so möchte ich ihn darum bitten, dass er mich mit denen gemeinsam, die hierher gekommen und in Gefangenschaft geraten sind,
[Nota] für seinen Namen mein Blut vergießen lässt – selbst wenn ich kein eigenes Grab haben sollte und mein Leichnam furchtbarerweise von Hunden und wilden Bestien in einzelne Stücke gerissen und ihn die Vögel des Himmels verspeisen würden. Ich bin fest davon überzeugt, wenn mir dies zustoßen würde, ich würde meine Seele mit meinen Körper zusammen gewinnen, weil es keinen Zweifen daran gibt, dass wir an jenem Tag auferstehen werden im Glanz der Sonne, das heißt im Ruhme Jesu Christi unseres Erlösers, als Söhne des lebendigen Gottes und als Erben Christi und nach der Gestalt seines zukünftigen Bildes, weil wir aus ihm und durch ihn und in ihm herrschen werden.
[Nota]60
Denn die Sonne, die wir täglich auf Gottes Geheiß für uns aufgehen sehen, wird niemals herrschen, noch wird ihr Glanz für immer fortdauern. Vielmehr wird es mit all denen, die sie anbeten, ein schlimmes Ende nehmen als armselige Existenzen unter Strafe. Wir aber glauben und richten unsere Gebete an die wahre Sonne, Christus, der niemals untergehen wird, wie auch die, die nach seinem Willen handeln, niemals untergehen sondern ewig bleiben werden, wie auch Christus ewig bleiben wird, der herrscht mit Gott dem allmächtigen Vater und mit dem heiligen Geist vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
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Siehe, wieder und wieder möchte ich mit wenigen Worten mein Bekenntis ablegen: Ich bezeuge in Wahrheit und mit der Feude meines Herzens vor Gott und seinen heiligen Engeln,
[Nota] dass ich nie einen anderen Grund hatte als das Evangelium und seine Verheißungen, warum ich jemals zu dem Volk zurückgekehrt bin, dem ich zuvor nur mit Mühe entkommen war.
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Ich bete für alle Gläubigen und Gottesfürchtigen. Ich, Patrick, ungebildeter Sünder, habe diese Schrift in Irland verfasst. Wer immer sie findet und liest, niemand soll behaupten, was ich tat – sei es auch nichtig – und was ich gelehrt haben mag, um Gott zu Gefallen, sei meiner Unwissenheit entsprungen. Man betrachte und würdige es vielmehr als das, was es in Wahrheit war: ein Geschenk Gottes. Das ist mein Bekenntnis im Angesicht des Todes.