Drama Dogma Doxologie Nachfolge – Michael Horton
Das Buch von Michael Horton “The Gospel Driven Life” ist sehr zu empfehlen. Ein Zitat daraus zum Thema wie organisch aus der biblischen Geschichte die Lehre entspringt, daraus der Lobpreis und daraus unser Leben in der Nachfolge wächst.
“The Gospel Driven Life” S. 96. Eigene Übersetzung.
“Die Menschen der Postmoderne, so wird heute behauptet, suchen gute Geschichten, echte, lebendige Gemeinschaft und keine intellektuellen Argumente. Das klingt schlüssig, besonders für eine Generation, in welcher die große Heilsgeschichte als selbstverständlich vorausgesetzt wurde und das sogar in konservativen Kreisen.
Aber es ist die Geschichte, aus der die Lehre kommt: ohne das vorherige wird das letztere zum abstrakten, zeitlosen Prinzip. Bedenke die Auferstehung in diesem Licht. Was für einen Unterschied macht es, dass jemand vor langer Zeit in Jerusalem von den Toten auferstanden ist? Die Lehre von der Auferstehung Christi gehört zur Handlung einer sich entfaltenden Geschichte. Wir mögen nicken, wenn behauptet wird, dass Gott durch diesen Akt Rechtfertigung und Leben zu Sündern gebracht hat, aber was bedeutet das? Wie kann solch ein bemerkenswertes Ereignis verantwortlich sein für das Ende der alten Welt und den Beginn einer neuen Schöpfung?
Wir brauchen die Geschichte, um die Lehre zu interpretieren, aber wir brauchen auch die Lehre, um die Geschichte zu interpretieren. Nur indem wir vor und zurück gehen zwischen diesen, verstehen wir immer mehr was Gott getan hat und die Bedeutung dessen für unser Leben heute. Die dramatische Geschichte stellt den Kontext für die Lehre da, aber die Lehre erklärt die Bedeutung der Ereignisse. Wir können nicht mehr länger die Geschichte als selbstverständlich voraussetzen, aber wir sollen auch nicht überreagieren indem wir die Wichtigkeit der Lehre herunterspielen.
Christlicher Glaube und christliches Leben enden nicht mit der Geschichte und der Lehre. Das Ziel der Lehre ist es uns den Glauben zu geben, um Christus zu vertrauen und unsere Herzen zu ihm in Lobpreis zu erheben. Nur dann kann es echte Nachfolge als die Frucht des Glaubens geben.
Ich weiß, es ist eine grobe Vereinfachung, aber sicher auch eine nützliche Verallgemeinerung darauf hinzuweisen, dass in vergangen Generationen in konservativen Kreisen der Fokus auf der Lehre lag. Die Fundamente des Glaubens wurden angegriffen (auch jetzt noch) und so war die verständliche Reaktion die Grundlagen zu lehren. Leute verstanden noch immer den großen Handlungsstrang der Geschichte, aber sie mussten die Lehre richtig haben (zumindest einige Grundlagen). Sie wussten, ob sie Katholiken oder Protestanten, Arminianer oder Calvinisten, Lutheraner oder Baptisten, Charismatiker oder Nicht-Charismatiker waren. In einem konservativen Haushalt aufgewachsen erinnere ich mich an lange Vorträge über einen einzelnen Vers, komplett mit der griechischen Konstruktion auf Overheadprojektor-Folien. Natürlich sangen wir auch. Die Lieder waren auch voller Emotion, fast schon sentimental. Dennoch war die Stimmung wie in einem Klassenzimmer. Obwohl Kanzeln nicht unbedingt für wahre Anbetung nötig sind, passen sie zu der Erwartung, dass Gott zu uns sprechen wird. Die Verkündigung wird von diesem Möbelstück kommen. Aber statt einer Kanzel gab es nun ein Rednerpult. Lehren nicht predigen war der Fokus. Weiter gab es zumindest in den Kirchen, an die ich mich erinnere, kein Taufbecken und es gab einen kleinen Tisch mit Blumen und einer offenen Bibel aber keinen Abendmahlskelch, außer an diesen seltenen Sonntagen, an denen das Abendmahl gefeiert wurde. Die Natur hasst die Leere und in der Abwesenheit des Dramas, das durch die Predigt und die Sakramente generiert werden sollte, verlangte es viele meiner Generation nach etwas bedeutsameren.
In einer kurzen Zeit verschob sich der Schwerpunkt von Lehre auf erfahrbaren Worship: “Lasst uns einfach den Herrn preisen und uns nicht in lehrmäßige Finessen verfangen.” In privater und öffentlicher Anbetung lag der Schwerpunkt darauf, dass ich meine Gefühle für Gott und seine Wichtigkeit in meinem Leben ausdrücke. Lehre wurde etwas das zu anderen Zeiten als im wöchentlichen Gottesdienst getan wurde. So wurde die Klassenzimmer-Atmosphäre in die eines Theaters mit Bühne, Lobpreisband und Beleuchtung verwandelt. Die Betonung lag auf Lobpreis, über allem anderen.
Heute sehen wir eine heranwachsende Generation konservativer Christen, die ausgebrannt sind von dieser individualistischen und privatisierten Form der religiösen Erfahrung. Sie wollen die Geschichte wieder nach vorne bringen und sie leben. Was tun wir, um Jesu Beispiel zu folgen in dem wir den Hungrigen zu essen geben, für die Gefangenen sorgen und die Umwelt schützen und nachhaltig verwalten? Als Reaktion auf den glatten konsum- und unterhaltungsorientierten Glauben als auch auf Lehrvorträge, bevorzugen viele jüngere Christen eine Atmosphäre, die das Geheimnis und die Transzendenz betont. Der Fokus fällt auf Nachfolge über allem anderen.
Es geht mir nicht um Nostalgie der guten alten Tage. Aus meiner Sicht müssen wir vor der Lehre zur Geschichte zurückgehen, die sie rechtfertigt. Und diese Geschichte wird nicht nur von der Kanzel gepredigt, sondern aufgeführt in Taufe und Abendmahl. Wir reagieren darauf gemeinsam in Bekenntnis, Gebet und Lobpreis. Anstatt uns auf einen dieser Punkte (Lehre, Lobpreis, Nachfolge) festzulegen müssen wir sie in lebendiger Verbindung halten. Genauso wie es Gottes Geschichte und Lehre ist, nicht unsere eigene, sind es auch seine Methoden, die unseren öffentlichen Gottesdienst formen sollten. Unseren Platz in Gottes Geschichte findend, erneuert in unserem Denken durch seine Weisung und geleitet von seinem Wort, um in Dankbarkeit zu antworten haben wir richtigen Inhalt, richtige Motivation, Form und Richtung für unsere Nachfolge in der Welt.”