36. Gottes Boten
„Herr, gib mir als meinen Lohn ein paar verlorene Silberstücke.”
Ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt
Joh 15,16
Ein weiterer Geburtstag. Ich habe mich in diesem Jahr oft gefragt, ob sich die Zeit nicht bald naht, in der ich mein Zeugnis beenden muss. Manchmal wünschte ich mir, dass es so wäre. Aber dann beginne ich daran zu denken, wie sehr ich es in künftigen Zeiten fast bedauern werde, dass die Tage der Prüfungen und des Dienstes für Gott inmitten dieser Prüfungen vorbei sein werden – die Tage des Seelen Gewinnens, der Aussaat unter Tränen. Herr, gib mir Licht, Liebe, Leben, Ebenbildlichkeit mit Dir.
29. Mai 1871
Herr, benutze mich noch weiter! Herr, ich liebe Dich und Dein Werk. Gib mir noch Seelen, bevor meine Sonne untergegangen ist, und gib mir mehr von der Gnade und Erkenntnis Christi. Ich fürchte, im täglichen Leben ist mein Licht sehr schwach. Aber ich werde Christus durch die vielen Menschen verherrlicht sehen, die er durch andere errettet hat, und ich werde mich mit ihm mitfreuen.
21. Juni 1884
„Hast du dich jemals beim Predigen so gefühlt, als wärest du ein stumpfer Pfeil? Ich fühlte mich gerade gestern so – bis zum Abend, als der Bogenschütze die Spitze zu schärfen schien.”
„‚Ich habe den Bogen mit Ephraim gefüllt’ (Sach 9,13). Wenn Gott dich gebraucht, macht er dich einfach zu einem Pfeil – er füllt seinen Bogen mit dir.”
„Wenn Gott uns aussendet, um etwas für ihn zu tun, haben wir Vollmacht, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.”
„Der Herr verlangt von uns niemals, irgendwohin zu gehen, wo er selbst nicht auch mitgeht.”
„‚Hebt den Stein weg‘ (Joh 11,39). Christus gefällt es, uns etwas tun zu lassen, auch wenn er dann selbst größeres tun wird.”
„Gott benutzt immer, oder fast immer, Werkzeuge, um sein Werk auszuführen. Wenn sein Volk sich damit zufrieden gibt, selbst errettet zu sein und sich nicht mit ihren Nächsten zu befassen, wird Gott sich auch nicht mit ihnen befassen. Er wird sie in Ruhe lassen.”
„Christus begegnet uns auf dem Weg der Pflicht. Wären die Frauen am Grab geblieben, hätten sie die Begegnung mit Christus verpasst.”
„Gott kann alles durch und für einen Menschen in Christus tun.”
„Gott weiß, dass es für sein Volk nicht gut ist, leichte Arbeit zu haben. Er weiß, dass es gut ist, wenn sie hart arbeiten müssen. Wenn die Dinge ihnen nicht schmecken und wenn die Arbeit nicht angenehm ist, ist das die beste Disziplin für sie. Jeremia hatte sich schon fast entschlossen, wieder nach Anatot zurückzukehren (Jer 20,14) und nicht mehr öffentlich zu wirken. Gott sagt nicht viel zu ihm darüber. Er gab ihm einfach einen anderen Auftrag.”
„Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass dies fast immer zutrifft: selten wird uns etwas Gutes vorgeschlagen, ohne dass wir gleich erstmal etwas dagegen einzuwenden haben. Dies scheint der Grund für den Ausdruck zu sein, den unser Herr verwendet: ‚dass er Arbeiter hinausstoßen möge’ (Matt 9,38).* Wir sind alle unwillig zu gehen. Die Wahrheit ist, dass wir alle ein wenig faul sind.”
„Der Herr benutzt niemals Engel, um das Evangelium zu verkünden. Es müssen Sünder sein, die den Sündern sagen, was Sünde wegnimmt. Gott sendet sein Volk. ‚Ihr kennt jeden Busch, in dem sich die Schafe verstecken. Geht hin und sucht sie.'”
* Diese Übersetzung von Matt 9,38 findet sich in keiner deutschen oder englischen Übersetzung und scheint so Bonar eigene Übersetzung dieses Verses zu sein. Wobei das gr. Verb, das hier so übersetzt (ekballo) wird, tatsächlich diese Bedeutung innehat. Bonar übersetzt: „Thrust forth labourers”.