43. Die Sündhaftigkeit der Sünde

„Wir bitten um Sündenerkenntnis. Wir bitten nicht, dass sie überaus tief sein sollte, denn wir machen aus so vielen Dingen Götzenbilder, dass es auch mit unserer Sündenerkenntnis so geschehen könnte. Wir sagen also nichts über deren Tiefe, doch wir bitten um die Realität.“

Ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.

Ps 51,19

Am Abend warf ich einen schrecklichen Blick auf die Sündhaftigkeit meines langen Lebens. Ich erschien mir selbst wie einer, der zwischen allen möglichen Gnadenerweisen steht, doch speziell dem der göttlichen Gnade. Seit meiner Bekehrung vor vierzig Jahren hat der Geist fast durchgehend Becher voller Segen an meine Lippen geführt, und ich habe kaum etwas anderes gemacht, als daran zu nippen und dann den Becher abzustellen! Das tägliche Bibelwort, kostbare Predigten, großartige Bücher voll von Wahrheiten, die Leben heiliger und freudiger Gläubigen, Fügungen der Vorsehung Gottes – all das und zudem noch mein eigenes Predigen und die Ordnungen, an denen ich teilhaben durfte – sie waren alle wie volle Becher des Segens an meinen Lippen. Ich habe jedoch selten mehr getan, als lediglich einen Schluck zu nehmen. O, was habe ich verpasst! O, was habe ich verpasst! Mein Herz versinkt in meiner Brust. Ich kann nur ein weiteres Mal meine Hand auf das Haupt des geschlachteten Lammes legen und aufblicken. Bis jetzt waren mir die Worte aus Joel 2,25 ein Trost, denn auf irgendeine Art und Weise wird der Herr dies zu all seinen anderen Gnadenerweisen hinzufügen: ,Ich werde euch die Jahre zurückerstatten, welche die Heuschrecke, der Fresser, der Verwüster und der Nager verzehrt haben.‘“  

29. Mai 1869

Heute morgen erwachte ich aus einem Traum, in dem ich, wie es mir schien, eine erstaunliche Sicht auf die Größe einer einzigen Sünde gegen einen solchen Gott erhielt. O, wie ließ dies das Sühneopfer als herrlich und großartig erscheinen! 

4. Mai 1883

„Sünde bedeutet nicht einfach, dass wir gegen unser Gewissen handeln. Es bedeutet, dass wir gegen das Gesetz handeln, selbst wenn unser Gewissen schweigt.“

„Wenn wir die einzelnen Münzen des Lösegeldes zählen, erkennen wir, welch schreckliches Übel die Sünde ist.“

„Gott kann Sünde vergeben, doch er kann sie nicht entschuldigen.“

„Gottes Gnade wendet sich vollständig gegen die Sünde. Das Evangelium, das den Sünder zu Gott bringt, deckt die Sünde des Sünders auf und gibt ihm das Heilmittel: ,Geh hin und sündige nicht mehr!‘ (Joh 8,11).“

„Wenn es jemals etwas gab, das in größerem Ausmaß als die Hölle selbst die Sündhaftigkeit der Sünde offenbart hat, dann waren es die Qualen des Erlösers im Garten.“

„Ich denke, dass Jesus über die Verlorenen so weinen wird, wie er über Jerusalem geweint hat. Es wird etwas sein, das man im Himmel für immer sagen wird: ,Jesus weinte, als er sagte: „Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten” (Mt 25,41)‘. Doch wiederum war es absolut notwendig, dass er es sagte.”

„Ich denke, dass der Regen von Feuer und Schwefel mit den Tränen Gottes befeuchtet war, als er herabfiel, denn Gott hat keinen Gefallen am Tod dessen, der stirbt.“

„Gott ist jemand, der Sünde hasst, jedoch Seelen liebt.“

„Niemand bekennt jemals aufrichtig die Sünde vor Gott, die er getan hat, bevor die Sünde nicht hinweggenommen wurde. Es ist die völlige Vergebung, die einen Menschen vertrauensselig macht.”

„Der Sünder hat all den Stolz, den ein armer Mensch hat, der einst reich war.“

„Unabhängigkeit von Gott ist Gebundenheit an den Teufel.“

„Aus der Sünde fließt Sorge hervor, so wie Blut aus einer Wunde fließt.“

„Es ist ein wahrhaftiges Gespür für die Sünde, das uns in einem einzigen Moment die tiefgründigsten Bilder der Schrift erklärt.“

„Die Sorge kann die Sünde niemals hinfort nehmen – das kann nur ein Opfer. Daher weinten sie nicht nur bei Bochim,* sondern ,sie brachten dort dem HERRN Opfer dar‘ (Ri 2,5).“

„Der Herr entfernt unsere Einfalt aus seinem Blick, so wie auch unsere Sünde, wenn er uns ,zur Gerechtigkeit Gottes‘ macht (vgl. 2.Kor 5,21).“

„Ein Mantel des Lippenbekenntnisses wird am Tag des Herrn lichterloh in Flammen aufgehen, wenn er die Stoppeln mit Feuer verbrennt.“

„,Es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt‘ (1.Kön 8,46). Diese Wahrheit ist ein Kissen für den Heuchler aber ein Bett aus Dornen für den Gläubigen.“


* Bochim bedeutet „Weinende”.

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