47. Freude im Leid
„Lass deine kleinen Kinder singen, Herr, und dann, wenn du sie zum Singen gebracht hast, so wirst du zuhören.“
Er ließ sein Volk ausziehen mit Freuden, mit Jubel seine Auserwählten.
Ps 105,43
In Gott gibt es eine intensive Freude, die ich bis jetzt noch nicht aus ihm herausgelockt habe.
21. März 1847
„Unsere Zeit wird immer kürzer. Der Meister hat mich sehr ernstlich daran erinnert, indem er den blauen Himmel über mir durch den Schatten der bleibenden Sorge verdunkelt hat.
,Denn ich werde ihm noch danken‘ (Ps 42,6).
„Ich habe 74 Jahre auf dieser Erde verbracht, und nähere mich wohl bald dem Rand der Wüste. Doch der Ausblick nach vorne ist überaus hell, nur das Zurückblicken bringt Betrübnis. Je mehr wir bereits hier von Christus wissen, desto mehr werden wir vom Himmel genießen.“
29. Dezember 1884
„Jakob sagte: ,Ich werde ins Grab hinabsteigen mit Trauer.’* Was für ein Irrtum! Er ging mit frohem Gesang.”
„Im Himmelreich werden diejenigen am lautesten singen, die das größte körperliche Leid auf Erden ertragen haben. Jetzt bemitleiden wir sie noch, doch dann werden wir sie fast beneiden.“
„Wir sind wie Kinder, die die Saiten der Harfe ausprobieren, die wir erwarten einst zu verwenden.“
„Die lieblichsten Lieder sind jene, die aus einem trauernden Herzen zu Gott aufsteigen, dem er das genommen hat, was es am meisten geliebt hat.“
„,Mit aller Freude und mit Frieden im Glauben‘ (Röm 15,13) Alle Freude, vollkommene Freude, die jeden Winkel deines leeren Herzens erfüllen wird. Aller Friede, der keinen Raum für eine einzige Befürchtung lassen wird.“
„Paulus ist wie ein Mensch, der einen Berg besteigt: manchmal auf einer Erhebung bei hellem Sonnenschein, manchmal in einer schattigen Höhle, manchmal von Trübheit und Nebel umgeben, jedoch immer begleitet von Gesang!“
„Es ist nicht nur so, dass Christen anfangs noch singen. Nein, ihre Lieder werden immer lieblicher je näher sie dem Himmelreich kommen in der Erwartung, recht bald ihre goldenen Harfen zu erhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, welch Töne aus diesen Harfen hervorgelockt werden könnten, wenn die Finger eines Sünders ihre Saiten berühren.“
„Wenn uns die gegenwärtigen Anfechtungen aller irdischen Freuden berauben, so dass wir Habakuks Worte übernehmen;** wenn [die Anfechtungen] uns hinter den Vorhang schauen und Christus sagen hören lassen, ,Bin ich nicht besser als alle meine Gaben?’, dann werden diese Anfechtungen zu einem Segen. Wie weit wird der Segen gehen? Er bewirkt für uns eine ,über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit‘ (2.Kor 4,17). Für einen Augenblick Anfechtungen, dann aber eine Ewigkeit voller Herrlichkeit, die uns das alles zurückerstatten wird. Anstatt der bloßen Möglichkeit, dass Anfechtungen dir Gutes tun könnten, sagt Paulus: ,Sie ist über alle Maßen hinaus wirksam. Ohne sie kannst du es nicht schaffen.‘ Für Paulus schien selbst die schwerste Anfechtung leicht wie eine Feder auf seiner Seele zu liegen, weil er ständig hinter dem Vorhang lebte. Wenn wir auch nicht, so wie er, von der ,leicht wiegende[n] Last unserer Leiden‘ (Menge) reden können, so lasst uns versuchen, jedenfalls zu sagen: ,sie ist schnell vorübergehend.‘“
* Hier wird wohl 1. Mose 42,38 paraphrasiert.
** Bezieht sich vermutlich auf die abschließenden Verse des Propheten Habakuks (3,17-19).