Wie dein Smartphone dich verändert: 12 Dinge, die Christen alarmieren sollten
Wir danken Hans-Werner Deppe vom Betanien Verlag für diesen Gastbeitrag. Dieser Artikel ist ursprünglich in Bekennende Kirche Nr. 72 (bekennende-kirche.de) erschienen.
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Smartphones sind heute schier allgegenwärtig, vor allem in den Händen von Benutzern, die sich mit gesenktem Haupt in eine virtuelle Welt vertiefen – so realitätsfern, dass sie dabei manchmal gegen Laternenmasten laufen oder in Zierbrunnen fallen. Das Smartphone ist eine technische Revolution mit gravierenden Auswirkungen. Nie zuvor waren wir so vernetzt und scheinen menschlich doch so distanziert zu sein. Nie zuvor stand uns ein effizienteres Werkzeug zur Verfügung, und doch macht es uns abgelenkt und unproduktiv. Diese Geräte haben unser Denken, unsere Gewohnheiten, unser Sozialverhalten grundlegend verändert, und wir stehen auch in der Gefahr, dass sich unser Glaubensleben als Christen ändert.
Aus diesem Grund ruft Tony Reinke Christen auf, ihr Smartphone-Verhalten anhand von zwölf Bereichen konkret zu hinterfragen.
Ich finde es genial, wie Tony Reinke es schafft, das oft götzendienerische Smartphone-Verhalten schonungslos zu geißeln, ohne das Gerät an sich zu verteufeln. Trotzdem fordert er den Leser geistlich hochgradig heraus, unseren herrlichen Schöpfer- und Erlöser-Gott kompromisslos über alles zu lieben: „Wenn die Leute sehen, dass wir von Gott gelangweilt sind und uns lieber mit uns selbst beschäftigen und weltliche Stars nachahmen, werden sie nicht das Bild Christi an uns sehen. Wenn wir darin versagen, Christus widerzuspiegeln, verfehlen wir den Zweck, zu dem Gott uns erschaffen hat; wir verlieren unsere Bestimmung“ (S. 130).
Das Problem steckt in unserem Herzen. Doch Reinke rät auch zu äußeren Lösungen, wie strikte Regeln (Handy nur zu bestimmten Zeiten einschalten etc.) und gegebenenfalls auch zur Abschaffung des Geräts. Aber letztlich geht es ihm um das positive Ziel: Wozu lebe ich als Christ? Wie kann ich als überzeugendes Abbild Gottes in der Welt, ja in unserer digitalen Kultur mein Leben führen? Wie kann ich Gott über alles lieben und meinem Nächsten dienen, auch mit meinem Smartphone? Das sind die Kernfragen, um die herum Reinke sein Buch höchst geistreich konzipiert hat.
Nach einer einleitenden Bibelstudie „Theologie der Technik“ (Babylon: durch Technik nach Unabhängigkeit von Gott streben) behandelt er 12 Bereiche, in denen das geistliche Leben durch zu starke Smartphone-Nutzung erheblich beeinträchtigt wird: Ablenkungssucht, fehlende Aufmerksamkeit für die Realität und besonders für den Nächsten, Selbstliebe, Verlust der Lesefreudigkeit und Lesekompetenz, Vereinsamung, sexuelle Unmoral, barscher Umgang, Orientierungslosigkeit und Fixierung auf das Hier und Jetzt statt auf die Ewigkeit und Gottes großen Zeitplan.
Die zwölf Kapitel sind dabei als Chiasmus aufgebaut, also über Kreuz wie ein X: Die mittleren Kapitel 6 und 7 richten ihren Fokus auf die zwei größten Gebote, die unsere Identität definieren und unser Ziel auf Erden vorgeben: Du sollst Gott lieben (6) und deinen Nächsten lieben (7). Die Bibel macht ein fokussiertes Leben auch im digitalen Zeitalter möglich, und zwar, indem durch Jesus der Sinn und Zweck unseres Lebens in zwei Ziele zusammengefasst wird: „Liebe – wertschätze! – Gott mit deinem ganzen Sein, und dann gieße deine gottzentrierte Freude in Liebe für andere aus (Mt. 22,34-40). An diesen beiden Geboten hängen alle anderen Smartphone-Gebote.“ (S. 222). Reinke ist sehr sprachgewandt und schonungslos im Anspruch, den er an das Leben als Christ stellt. Hier einige Zitate:
„Ziellos stundenlang durch Feeds und Fotos klickend fühlen wir uns, als hätten wir die Kontrolle über unsere Geräte, während wir in Wahrheit Marionetten sind, die von einer lukrativen Industrie beherrscht werden“ (S. 225).
„Bin ich berechtigt, viele Stunden im Monat mit dem Durchscrollen komischer Kuriositäten zu verbringen? Mich beschleicht das ausgesprochene Gefühl, in der Bibel lautet die Antwort ‚nein‘. Ich bin nicht mein Eigentum. Ich gehöre meinem Herrn. Ich bin mit einem Preis erkauft worden. Das bedeutet, ich muss Christus verherrlichen – mit meinem Daumen, meinen Ohren, meinen Augen und meiner Zeit (1Kor. 6,19.20). Ich habe keine ‚Zeit, die totgeschlagen werden muss‘ – ich habe nur Zeit, die ausgekauft werden muss (Kol. 4,5)“ (S. 210).
„Wenn du Christus folgst, wird die Welt dich nicht liken und dir nicht folgen, ja, dich ‚entfolgen‘“ (S. 81).
„Mit couragierter Selbstkritik muss ich mir drei Fragen stellen: 1. Meine Ziele: Bewegt mich mein Smartphone-Verhalten zu Gott hin oder von ihm weg? 2. Mein Einfluss: Ist mein Smartphone-Verhalten für andere erbaulich, oder bewirkt es nichts von bleibendem Wert? 3. Mein Dienstherr: Offenbart mein Smartphone-Verhalten meine Freiheit in Christus oder meine Knechtschaft unter der Technik?“ (S. 117).
Es bleibt sehr zu hoffen, dass Leute der Smartphone-Generation nicht schon zu geschädigt sind in ihrem Leseverhalten, dass sie ein derart anspruchsvolles Buch gar nicht mehr zu lesen schaffen. Das Buch liefert auch Eltern, Predigern, Jugendleitern usw. viele bestärkende Impulse und Informationen, die sie an Smartphone-Opfer in hilfreicher Weise weitergeben können.
Tony Reinke: Wie dein Smartphone dich verändert. 12 Dinge, die Christen alarmieren sollten. Betanien Verlag 2017, ISBN 978-3-945716-28-1, Paperback, 254 Seiten, Preis: € 12,90.
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