Der Grund unserer Zuversicht – Martin Luther
Das ist nun ein ganz klares Urtheil: Christus ist unnütz, das heißt, ist vergeblich geboren, hat vergeblich gelitten. für den, der
sich beschneiden laßt, das heißt, der sein Vertrauen auf die Beschneidung fetzt. Denn Paulus handelt, wie ich oben gesagt habe, nickt von dein Werke an und für sich selbst, welches nicht schadet, wenn man nicht darauf vertraut und nicht den Wahn hegt, als werde man dadurch gerecht, sondern von dem Brauch des Werkes, das heißt, von dem Vertrauen, welches auf das Werk gesetzt, und von der Gerechtigkeit, welche demselben beigelegt wird.
Denn wir müste Pauli Worte verstehen nach dem Hauptgegenstande, mit dem er es zu thun hat, oder nach dem Beweise, den er liefert, welcher darin besteht, daß die Menschen durch Gesetz, Werke, Beschneidung zc. nicht gerecht werden. Er sagt nicht, daß die Werke an sich nichts seien, sondern das Vertrauen auf die Werke und die Gerechtigkeit aus den Werken, denn das macht Christum unnütz. Darum, wer die Beschneidung empfängt in der Meinung, daß sie nothwendig sei zur Rechtfertigung, dem ist Christus kein nütze. 2«!. Dessen sollen wir wohl eingedenk sein in den Anfechtungen, die ein jeder für sich erdulden muß, wenn der Teufel unser Gewissen anklagt und schreckt, um es in Verzweiflung zu bringen.
Denn er ist der Vater der Lüge und ein Feind der christlichen Freiheit. Darum plagt er uns jeden Augenblick mit falschem Schrecken,
um es dahin zu bringen, daß das Gewissen diese Freihcit fahren lasse, immer in Furcht stehe, und Schuld und Schrecken fühle. Wenn, sage ick, der große Drache, die alte Schlange, der Teufel (der die ganze Welt verführt, und unsere Brüder Tag und Nacht vor GOtteS Angesichte verklagt, Offenb. 12, 10.) kommt und dir vorhält, daß du nicht allein nichts Gutes gethan, sondern auch das Gesetz Gottes übertreten habest, so sprich:
Du fällst mir beschwerlich dadurch, daß du mich meiner vergangenen Sünden erinnerst, sodann hältst du mir vor, daß ich nichts Gutes gethan habe. Dessen nehme ich mich nicht an. Denn wenn ich entweder auf gute Werke vertrauen würde, die ich gethan habe, oder verzweifeln würde, wegen der Werke, die ich nicht gethan habe, so wäre Christus mir auf beiden Seiten nichts nütze. Magst du mir also meine Sünden entgegenhalten oder meine
guten Werke, daran kehre ich mich nicht, sondern setze beides aus den Augen und gründe mich allein auf die Freiheit, mit der mich Christus befreiet hat.
Sämtliche Werke Band 9 611-612
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015074631832
http://thegospelcoalition.org/blogs/rayortlund/page/2/